Berliner Wohnungsnot wird von Betrügern zum lukrativen Geschäft genutzt!

70 Quadratmeter für 450 Euro Kaltmiete, direkt am Savignyplatz? 

Was klingt wie eine Traumwohnung, ist eine Masche von Betrügern. Sie locken mit bezahlbaren Angeboten und fordern von Interessenten vorab eine Kaution. Wer das Geld überweist, sieht es nie wieder.

Keith Franklin Mercer hat vermutlich nicht schlecht profitiert von der Lage auf dem Berliner Immobilienmarkt. Der 58-jährige Unternehmensberater aus dem englischen Bristol besitzt zwar angeblich nur eine Zweizimmerwohnung in der Leipziger Straße in Berlin-Mitte, aber die dürfte ganz schön was abgeworfen haben. Wie viel, das weiß nur Keith Franklin Mercer selbst. Leider kann man ihn nicht fragen, denn Mercer ist nur ein Phantom. Ein flüchtiges Wesen aus dem Internet. So wie sein Kollege John Hughes die Wohnungen in der Schönhauser Allee und in der Wilmersdorfer Straße anbieten, am Bundesplatz oder in der Kantstraße.

Es sind Betrüger, die sich mit englischen Namen tarnen und die sich zurzeit auf Immobilienportalen im Internet herumtreiben. Sie inserieren in deutschen Großstädten vergleichsweise günstige Wohnungen in begehrten Lagen. Berlin ist da natürlich einer der Schwerpunkte, weil sich hier ein besonders guter Schnitt machen lässt.

Die Betrüger von der Insel, so sie denn tatsächlich daher kommen, verfügen dabei offenbar über eine gute Ortskenntnis. Denn die inserierten Wohnungen gibt es tatsächlich, auch wenn die dazu veröffentlichten Fotos manchmal nur schwer zum Wohnungstyp passen und zum Beispiel eher nach Neubau als nach Altbau aussehen. Auch die Namen der Personen, die angeblich inserieren, sind oft real. Manchmal werden gar E-Mail-Adressen und Firmen-Accounts gehackt, teilweise auch die von Maklern, um die Geschäfte unter fremdem Namen abzuwickeln.

"Mit Wohnungsbetrug werden weltweit Millionen verdient."

Während bei einigen Betrugsanzeigen relativ plump mit einer Billigmiete von 400 Euro für eine Drei-Zimmer-Wohnung in der City geworben wird, sind andere auf den ersten Blick wesentlich schwerer von seriösen Angeboten zu unterscheiden. Die geforderte Miete und die Kaution fallen nicht besonders aus dem Rahmen, man lockt nicht mit Schnäppchen. Besonders große Mühe geben sich die Betrüger oft bei den Geschichten, mit denen sie ihre Opfer ködern. Sie stellen sich als sympathische und entgegenkommende Geschäftsleute aus Großbritannien dar, die ihre Berliner Wohnungen wegen beruflicher Aufenthalte oder für studierende Kinder gekauft hatten und nun vertrauenswürdige Mieter suchen.

Für die Schlüsselübergabe schlagen sie eine Kaution vor, die vorab gezahlt werden soll - meistens über Institutionen, bei denen man Bargeld ohne konkreten Personennachweis überweisen kann, wie zum Beispiel Western Union. Ist das Geld bezahlt, gibt es allerdings keinen Schlüssel, und die Empfänger melden sich natürlich auch nicht mehr.

Mietbörsen im Internet sind diese Tricks seit Langem bekannt. Der Marktführer Immobilienscout24 hat nach eigenen Angaben "verschiedene technische Filter und Abfragen installiert, mit denen neu eingestellte Objekte überprüft werden können." Verdächtige Objekte ließen sich damit in der Regel schnell identifizieren, sie würden dann deaktiviert, das zugehörige Anbieterkonto gesperrt. Unter  www.sichere-immobiliensuche.de  informiere man obendrein über die Betrugsthematik. "Wenn eine Zahlung im Vorfeld der Besichtigung gefordert wird, ist diese ein eindeutiges Kennzeichen für ein unseriöses Angebot."

Auch sonst gibt es Möglichkeiten, sich über Betrüger zu informieren. Auf dem Blog wohnungsbetrug.blogspot.de finden sich mittlerweile mehr als 6000 E-Mail-Adressen und zahlreiche Beispiele für betrügerische Inserate. Der Betreiber des Blogs will seine Identität nicht offenbaren, "weil ich keine Lust auf Besuche von Betrügerbanden habe". Er nimmt an, dass die Inserenten mit englischen Namen in Wirklichkeit nur die Weltsprache Englisch verwenden, mittlerweile aber aus der ganzen Welt kommen: "Mit Wohnungsbetrug werden weltweit Millionen verdient."

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